Erste Hilfe
8 Tipps für den Ernstfall
Hand aufs Herz: Wie viel ist Ihnen von Ihrem Erste-Hilfe-Kurs noch in Erinnerung geblieben?
Dass bei dem Thema Erste Hilfe definitiv Nachholbedarf besteht, beweisen die Zahlen der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie: Bei vielen Arbeitnehmern liegt der letzte medizinische Lehrgang bereits Jahrzehnte zurück. Häufig sind die Kenntnisse rund um die stabile Seitenlage & Co dementsprechend verblasst. Darüber hinaus traut sich nur rund ein Drittel aller Deutschen, in lebensbedrohlichen Situationen Reanimationsmaßnahmen zu ergreifen, obwohl diese die Überlebenschancen um mehr als 50 Prozent steigern können. Im Vergleich: Bei den skandinavischen Nachbarn ist diese Quote doppelt so hoch.
Einschreiten und Soforthilfe sind auch im Arbeitsumfeld äußerst wichtig und können sogar Leben retten. Beispielsweise steigen die Überlebenschancen bei einem Herzinfarkt mit sofortiger Reanimation und Erster Hilfe um bis zu 50 Prozent. Mit jeder verstrichenen Minute verringert sich die Chance um 10 Prozent.
In Deutschland kommt es pro Jahr zu über 800.000 gemeldeten Arbeitsunfällen. Schnitt- und Risswunden sowie Verstauchungen und Zerrungen kommen dabei mit jeweils 30 Prozent im EU-weiten Vergleich am häufigsten vor. Gehirnerschütterungen, Knochenbrüche oder innere Verletzungen sind mit bis zu 17 Prozent vertreten.
Gut ausgebildete Ersthelfer im Betrieb sind das A und O
Vorschriftsmäßig ausgebildete Ersthelfer sind genauso unverzichtbar, wie die dafür notwendigen Hilfsmittel und gut erreichbare Notrufeinrichtungen. Bereits ab zwei Mitarbeitern bedarf es mindestens eines ausgebildeten Ersthelfers in Ihrem Unternehmen, je nach Arbeitsfeld, Betriebsart und Anzahl der Beschäftigten steigt die Anzahl. Die detaillierten Rechtsgrundlagen finden Sie auch in unserem Einkaufsratgeber.
Ebenso sollte der Verbandskasten korrekt und auf dem neuesten Stand bestückt sein: Die betriebliche Erste-Hilfe-Ausstattung muss dem aktuellen Stand der Regelwerke entsprechen und immer griff- und einsatzbereit sein. Werden im Ernstfall Mängel oder Versorgungslücken festgestellt, riskiert der Ersthelfer wertvolle Zeit und dem Arbeitgeber drohen gravierende Konsequenzen. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können Ersthelfer rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen einleiten und negative Folgen verhindern.
Was gehört alles in einen Erste-Hilfe-Koffer?
Gut ausgestattet sein, ist die halbe Miete bei der Sicherheit im Betrieb. Was alles in einen Erste-Hilfe-Koffer gehört, wie viele Sie für Ihren Betrieb benötigen und weitere wissenswerte Details erfahren Sie in den folgenden Zeilen!
Zum Erste-Hilfe-Material gehören vor allem Verbandszeug, entsprechende Hilfsmittel sowie die Rettungsdecke. Das Verbandsmaterial dient zum Stillen von Blutungen, dem Verbinden von Wunden oder Fixieren verletzter Körperteile. Bereits in einem Zweimannbetrieb ist ein einwandfrei ausgestatteter Erste-Hilfe-Koffer unumgänglich, allerdings steigt die Anzahl der benötigten Koffer je nach Art des Betriebes und der Anzahl der Beschäftigten.
Neben notwendigen Pflegematerialien und Hilfsmitteln wie Decken, Werkzeugen zur Schienung oder Einweg-Kanülen sollte ein gut gekennzeichneter Erste-Hilfe-Schrank auch genug Platz für Medikamente bieten. Desinfektionsmittel, Augenspülflaschen, Infusionslösungen oder Antidote können so vor schädigenden Einflüssen wie Verunreinigungen, Nässe oder hohen Temperaturen geschützt aufbewahrt werden und bleiben gleichzeitig leicht zugänglich. Je nach Arbeitsfeld benötigen Sie neben den Verbandskästen auch Liegen oder medizinische Geräte und Instrumente wie einen automatischen Defibrillator.
Erste-Hilfe-Wissen kompakt
1. Unfallstelle absichern und aus der Gefahrenzone retten
Kommt es in Ihrem Betrieb zu einem Unfall, verschaffen Sie sich als Helfer einen Überblick über die Situation und sichern Sie die Unfallstelle ab.
Achten Sie dabei immer auf Ihre eigene Sicherheit und bewahren Sie stets einen kühlen Kopf!
2. Die 5 "Notruf-Ws"
Der nächste wichtige Schritt ist der Notruf: Machen Sie dabei möglichst exakte Angaben, damit der Notarzt schnell und angemessen reagieren kann. Wir empfehlen Ihnen, die fünf „W-Fragen” zu beachten:
- Wo ist der Unfall passiert?
- Was genau ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Verletzungen haben die Betroffenen erlitten?
- Warten auf Rückfragen der Notrufleitstelle?
Tipp: Die kostenlose Notrufnummer 112 funktioniert übrigens europaweit!
3. Die stabile Seitenlage
Ist die verletzte Person bewusstlos, bringen Sie sie sofort in die stabile Seitenlage, um die Atemwege freizuhalten. Dazu gehen Sie wie folgt vor:
- Zuerst legen Sie den inneren, also zu Ihnen zeigenden Arm des Verletzten nach oben, den Ellenbogen angewinkelt und die Handfläche nach oben zeigend.
- Legen Sie dann den äußeren, gegenüberliegenden Arm über den Brustkorb und positionieren Sie die Handfläche an der gegenüberliegenden Wange des Opfers.
- Greifen Sie nun den äußeren Oberschenkel, winkeln Sie das Bein an und ziehen Sie den Verletzten am Knie zu sich heran. Achten Sie dabei darauf, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
- Überstrecken Sie den Kopf nach oben-hinten und öffnen Sie den Mund.
4. Bei Herzinfarkten besonders schnell reagieren
Auch ein Herzinfarkt kann am Arbeitsplatz passieren und gerade vor der häufigsten Wiederbelebungsmaßnahme sollten Sie nicht zurückschrecken. Ist der Notarzt einmal informiert, folgen Sie diesen Punkten:
- Prüfen Sie die Atmung des Verletzten! Eine intakte Atmung erkennen Sie daran, dass sich der Brustkorb regelmäßig hebt und senkt. Gehen Sie auch sicher, ob Sie austretende Luft spüren können.
- Atmet der Verletzte unregelmäßig oder gar nicht, beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
- Falls in Ihrem Betrieb ein automatisches Defibrillationsgerät (AED) vorhanden sein sollte, benutzen Sie es! Keine Angst: Folgen Sie einfach den Sprachanweisungen des Gerätes.
5. Maßnahmen bei Brüchen und äußeren Verletzungen
Sollte sich der Verletzte einen Bruch zugezogen haben, versuchen Sie zuerst, die Person zu beruhigen und vor allem, nicht unnötig zu bewegen. Rufen Sie umgehend einen Notarzt, denn gerade bei Brüchen besteht Schockgefahr.
- Bringen Sie die Person falls notwendig in eine Schonhaltung, die am wenigsten Schmerzen verursacht – aber vermeiden Sie grundsätzlich Bewegungsversuche!
- Stabilisieren Sie die Bruchstelle in der vorgefundenen Lage: als Hilfsmittel dienen beispielsweise Decken oder Tücher. Ein gebrochener Arm kann auch mit der gesunden Hand ruhig gehalten und fixiert werden. Vermeiden Sie, wenn möglich, weitere Bewegungen.
- Kühlen Sie geschlossene Brüche mit einem Eisbeutel oder nassen Tüchern.
- Offene Brüche decken Sie mit Verbandtuch und Kompressen ab.
- Bei Kopfverletzungen ist höchste Eile geboten: Rufen Sie sofort den Notdienst und überwachen Sie bis zu dessen Eintreffen die Vitalfunktionen.
- Bei Verbrennungen achten Sie auf regelmäßige Kühlung der betroffenen Stellen mit fließendem kaltem Leitungswasser oder im Bestfall mit steriler Kochsalzlösung. Entfernen Sie Kleidungsstücke nur, wenn diese nicht an der Haut haften.
- Anders bei Verätzungen: hier sollten alle kontaminierten Kleidungsstücke beseitigt werden, denn die Chemikalien rufen neben starken Schmerzen vor allem Rötungen der Haut hervor, oft in Verbindung mit Blasenbildung. Reinigen Sie im Anschluss die Wunde mit handwarmem Wasser für mindestens 15 Minuten. Verzichten Sie unbedingt auf Seifen, Salben und Cremes!
6. Maßnahmen bei Blutungen
Bei Verletzungen, die akute Blutungen mit sich bringen, legen Sie den Betroffenen auf den Boden. Je nach Verletzung kann es helfen, das verletzte Gliedmaß nach oben zu halten, um die Blutung zu lindern. Dann drücken Sie mit vier Fingern auf die Arterie in der Muskellücke auf der Innenseite des Oberarms. Ein zweiter Helfer kann währenddessen bereits die Wunde verbinden und bei starken Blutungen einen Druckverband anlegen. Ab einem Liter Blutverlust spricht man von starken und bedrohlichen Blutungen.
7. Maßnahmen bei Schock
Der Schock ist ein lebensbedrohliches Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und -bedarf. Die Symptome reichen von kaltem Schweiß, Zittern und schnellem Puls bis hin zu blasser bis bläulicher Hautfarbe, Bewusstseinsstörungen oder Bewusstlosigkeit. Legen Sie den Betroffenen hin, lagern Sie seine Beine erhöht, betreuen und beruhigen Sie den Patienten und warten Sie auf den Notarzt. Bei einem Herzinfarkt und Verletzungen des Brustkorbes oder des Kopfes sollten Sie im Zweifelsfall keine derartige Schocklage durchführen.
8. Bei Unfällen mit Helm
Sollte der Verletzte einen Schutzhelm tragen, gestalten sich die vorangegangenen Punkte komplexer. Ist der Helm schwer beschädigt oder Sie sich unsicher, ob eine Kopfverletzung vorliegt, warten Sie sicherheitshalber auf den Notarzt!
Zur Entfernung des Helms empfiehlt es sich, einen zweiten ausgebildeten Helfer hinzuzuziehen. So können Sie Wirbelsäule und Nacken des Opfers besser stabilisieren:
- Stützen Sie mit beiden Händen von oben greifend zuerst den Hals des Verletzten.
- Machen Sie den Mundbereich frei und entfernen Sie, falls vorhanden, Kinnriemen oder Schutzvisier.
- Nehmen Sie den Helm langsam ab und legen Sie den Kopf des Verletzten vorsichtig auf den Boden oder eine gepolsterte Unterlage.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen helfen, wichtige Details wieder ins Gedächtnis zu rufen und Sie dazu motivieren, nicht nur Ihre Kenntnisse aufzufrischen, sondern auch einen prüfenden Blick in Ihren Erste-Hilfe-Equipment zu werfen. Unser erfahrenes Team unterstützt Sie gerne bei der Planung und Ausstattung.
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