Prävention 4.0

Moderner Arbeitsschutz in Zeiten der Digitalisierung

2021/09/07

Im Zuge der technischen Fortschritte à la Industrie 4.0 rücken Mensch und Maschine näher zusammen. Angesichts technischer Entwicklungen wie selbstständigen Fertigungsprozessen, intelligenter Vernetzung von Maschinen und Abläufen durch neue Möglichkeiten in Informations- und Kommunikationstechnologie sprechen Experten von einer vierten industriellen Revolution.

Laut einer Studie des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) revolutionieren diese Veränderungen heute schon viele Prozesse in Produktion, Lager und Logistik, sodass wir bis 2025 mit einem Produktivitätsgewinn von 32 % rechnen können. Bessere Möglichkeiten des Produktivitätsmanagements erbrachten Unternehmen außerdem in den vergangenen Jahren kürzere Durchlaufzeiten, weniger meldepflichtige Arbeitsunfälle und eine Reduktion der Kosten für Energie und Produktionsmitteln.

Mit den technischen Fortschritten verändert sich zunehmend auch die Realität am Arbeitsplatz. Wo der Mensch sonst Hauptakteur des Geschehens war, beginnt sich im Rahmen der autonomen Technologien die Rolle des Arbeiters zu wandeln. Die intelligente Maschine steuert sich selbst, der Mensch tritt in den Hintergrund und sorgt „lediglich“ für den reibungslosen Ablauf des Produktionsprozesses. Der Einzug der Digitalisierung in der Industriebranche sorgt für das Entstehen einer Mensch-Maschinen-Schnittstelle, wodurch sich auch eine Veränderung des Risikoprofils am Arbeitsplatz erkennen lässt.

So wandelt sich das Risikoprofil am Arbeitsplatz durch die Auswirkungen von Industrie 4.0

Mit dem Einzug der Robotik als der am weitesten verbreiteten digitalen Technologie in der Industrie reduzieren sich einige konventionelle Risikobereiche am Arbeitsplatz. Durch das Verlagern von monotonen und einseitig belastenden Tätigkeiten auf die Maschine können ergonomische Arbeitsbedingungen verbessert und somit physische Belastungen für den Beschäftigten abgebaut werden.

Auch der Einsatz von Sensoren lässt einige Gefahrenbereiche am Arbeitsplatz verschwinden. So können potenzielle Risiken, wie Lärmbelastung oder Luftverschmutzung durch Sensoren überwacht und Beschäftigte bei Überschreitung eines bestimmten Grenzwertes durch ein Signal gewarnt werden.

Neu hinzukommende Gefahrenstellen durch den vermehrten Einsatz von Maschinen am Arbeitsplatz sollten jedoch nicht ignoriert werden. Laut dem Fraunhofer-Institut kann es bei der Zusammenarbeit zwischen Menschen und „Roboterkollegen“ leicht zu gravierenden Verletzungen kommen: Quetschungen, Wunden und Prellungen, welche durch unpassende Bewegungen des Menschen oder durch den Verlust der Maschinenkontrolle verursacht werden.

Die meisten Unfälle mit Maschinen passieren während regelmäßiger Routinearbeiten wie der Wartung, der fachgerechten Instandsetzung oder auch bei Sicherheitsinspektionen und der Umsetzung von technischen Verbesserungen. Gerade die Instandhaltung setzt Beschäftigte oft einem ernstzunehmenden Risiko aus, denn ungefähr 25 % aller tödlichen Arbeitsunfälle ereignen sich bei der Instandhaltung von Maschinen.

Im Zuge des veränderten Risikoprofils am Arbeitsplatz durch den Einsatz neuer Technologien sollte der Fokus konventioneller Arbeitsschutzstrategien verändert werden. In Zeiten der wachsenden Bedeutung der Maschine im Produktionsprozess muss dem Arbeitsbereich, wo Mensch und Maschine zusammentreffen, ein besonderer Platz im betrieblichen Arbeitsschutz eingeräumt werden.

4 Empfehlungen zur Modernisierung Ihres Arbeitsschutzes

Nehmen Sie das Gefährdungsrisiko ernst

Die Handhabung und Instandhaltung von Maschinen zählt laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG § 5) zu den arbeitsplatzspezifischen Gefährdungsfaktoren in Ihrem Betrieb. Eine Überprüfung dieser Arbeitsmittel im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ist also ratsam. Stellen Sie sicher, dass alle Maschinen fachgerecht nach Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und Maschinenverordnung (ProdSV) installiert und gekennzeichnet sowie auch die nötigen Sicherheitseinrichtungen korrekt angebracht sind.

Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter zur aktiven Unfallprävention

Laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG § 15) sind Beschäftigte dazu verpflichtet, „insbesondere Maschinen, Geräte, Werkzeuge, Arbeitsstoffe, Transportmittel und sonstige Arbeitsmittel sowie Schutzvorrichtungen und die ihnen zur Verfügung gestellte persönliche Schutzausrüstung bestimmungsgemäß zu verwenden.“ Um dieser Auflage nachkommen zu können, ist es jedoch nötig, dass Sie Ihre Mitarbeiter angemessen über das Risikopotenzial der Tätigkeiten mit Maschinen informieren und Ihnen adäquate Schutzkleidung zur Verfügung stellen.

Eine gesonderte Sicherheitsunterweisung über die Arbeit an Maschinen ist ratsam. Die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) bietet außerdem kostenlose Unterlagen zum Thema „Gefahrenstellen an Maschinen“ an.

Halten Sie Ihre Mitarbeiter über technische Entwicklungen auf dem aktuellen Stand

Die Verbreitung neuer Technologien verändert die Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Insbesondere bei der Installation einer neuen Maschine sollten Sie darauf achten, dass Ihre Mitarbeiter über den technischen Stand der Maschine Bescheid wissen und qualifiziert sind, die Maschine zu bedienen.

Übrigens: Laut Maschinenverordnung (ProdSV) müssen auch „wesentliche Veränderungen“ an einer vorhandenen Maschine wie die Einführung neuer Arbeitsmittel gewertet werden und ziehen daher eine verpflichtende Sicherheitsunterweisung nach sich (ArbSchG §12). Regelmäßige Toolbox-Meetings über das Arbeiten mit Maschinen helfen dabei, Ihre Beschäftigten auf dem neuesten Stand zu halten und außerdem das Gefahrenpotenzial im Hinterkopf zu behalten.

Optimieren Sie Ihre Instandhaltungsstrategie

Die Unfallgefahr bei Instandhaltungsarbeiten ist in der Regel besonders hoch. Für ein risikobewusstes Instandhaltungsmanagement sollten Sie also ausschließlich gut ausgebildete Fachkräfte wählen. Instandhaltungsarbeiten sollten nicht unter Zeitdruck oder während Nacht- und Schichtarbeit durchgeführt werden. Stellen Sie außerdem sicher, dass der Beschäftigte psychisch und physisch in der Lage ist, die Arbeiten sicher auszuführen.

Eine gute Instandhaltungsstrategie senkt nicht nur das Unfallrisiko, sondern beugt auch Ausfälle vor und verbessert die Prozess- und Produktqualität in Ihrem Betrieb.

Arbeitsschutz Digitalisierung mg$

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