Mitwirkung mit Wirkung

So motivieren Sie zur Mitarbeit beim Arbeitsschutz

2021/09/06

Es gibt wohl kaum eine Branche, in der die Effekte der digitalen Transformation, der Internationalisierung von Wertschöpfungsprozessen und der neuen Technologien noch nicht Einzug gehalten haben. Ganz nach dem Motto Arbeit 4.0 befindet sich die Arbeitswelt im Umbruch, wobei Flexibilität, Autonomie und ortsunabhängiges Arbeiten an der Tagesordnung stehen.

Laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung empfinden viele Betriebsräte die digitalen Veränderungen in unserem Arbeitsalltag als positiv. So ergeben sich durch die neuen Anforderungen, beispielsweise an die zeitliche Flexibilität und die Selbstorganisation, laut der Umfrage etliche Chancen für bessere Arbeitsbedingungen.

Kein Wunder, denn in vielen Fällen erlauben uns flexible Arbeitsmodelle nicht nur angemessen auf Digitalisierung und Globalisierung zu reagieren, sondern bieten außerdem eine produktive, kostensparende Alternative zu konventionellen Arbeitsweisen.

Moderne Arbeitsbedingungen und deren Auswirkungen auf aktuelle Arbeitsschutz-Modelle

Die Auswirkungen dieser neuen Möglichkeiten auf den tagtäglichen Arbeitsschutz sind vielfältig und stellen Führungskräfte oft vor komplexe Herausforderungen. Denn durch die freien Rahmenbedingungen ist es für die Verantwortlichen immer schwerer nachzuvollziehen, ob sich die Mitarbeiter an die Arbeitsschutzgesetze halten.

Mag die Home-Office-Arbeitsweise zum Beispiel für viele Beschäftigte eine optimale Möglichkeit sein, den idealen „Work-Life-Blend“ zu erreichen, also Arbeit und Privates im Alltag unter einen Hut zu bekommen, verschmelzen hier oft unbemerkt die vorgeschriebenen Arbeits- und Ruhezeiten.

Doch auch wer nicht geplant hatte, Arbeit mit nach Hause zu nehmen, macht am Feierabend oft Gebrauch von ortsunabhängigen Arbeitsweisen: Handys und Laptops erlauben Arbeitnehmern stets erreichbar zu sein. Wer nach dem Verlassen des Arbeitsplatzes „noch schnell“ ein paar E-Mails beantwortet, verlängert rasch die reguläre Arbeitszeit.

Um optimal auf die dynamischen Arbeitsbedingungen reagieren zu können, bilden sich in vielen Unternehmen außerdem neue Arbeitsformen heraus: Autonome Teams eignen sich hier perfekt um die steigende Flexibilität, höhere Arbeitsintensität und die große Fülle an Informationen mit rasanter Austauschgeschwindigkeit im Arbeitsalltag auszugleichen. Diese selbstständigen Mitarbeitergruppen arbeiten ohne direkten Vorgesetzten oft über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg zusammen.

Das Resultat: Der Arbeitgeber bleibt verantwortlich für den Arbeitsschutz seiner Mitarbeiter. Eine Einsicht in die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen wird für Führungskräfte auf Grund der wachsenden Distanz zu den Beschäftigten jedoch immer undurchsichtiger.

Tagtägliche Arbeitsweisen verändern sich also, und mit ihnen auch der Arbeitsschutz – oder etwa nicht? Eher nicht. Im Arbeitsschutzgesetz findet sich bis heute recht wenig Information zu den Auswirkungen flexibler Arbeitsmodelle, weshalb Arbeitgeber mit konventionellen Arbeitsschutz-Modellen heute oft nicht mehr zurande kommen.

Wo unsere derzeitigen Arbeitsschutzgesetze an ihre Grenzen stoßen

Zum Schutz des Arbeitnehmers werden im Arbeitszeitschutzgesetz bezüglich der Arbeits- und Ruhezeiten klare Richtlinien vorgegeben. Auf die heutigen Entwicklungen können die aktuellen Regelungen jedoch nur schwer angewendet werden.

Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gilt für Beschäftigte grundsätzlich eine Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag. Nach Feierabend steht dem Arbeitnehmer außerdem eine ununterbrochene Ruhezeit von elf Stunden zu. Des Weiteren dürfen Arbeitnehmer nicht länger als sechs Stunden ohne Ruhepause arbeiten.

Und das aus gutem Grund. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nimmt mit steigender Arbeitsstundenzahl nicht nur die Produktivität der Beschäftigten ab, auch das Unfallrisiko steigt rasant an: Nach der siebten Stunde ist ein deutlich höheres Risiko festzustellen, nach der neunten Stunde müssen wir mit einem gravierenden Anstieg des Unfallrisikos rechnen, so dass nach der zwölften Arbeitsstunde – im Vergleich zu normaler Auslastung – doppelt so viele Arbeitsunfälle passieren.

Doch wie sieht der Gesetzgeber eine Arbeitszeitregelung für die flexibleren Rahmenbedingungen von heute vor, in welchen die Einteilung der Ruhezeiten der Verantwortung des Arbeitnehmers obliegt?

Bei flexiblen Arbeitsbedingungen gilt laut BMAS lediglich Folgendes: Die Arbeitszeit soll „flexibel und intelligent“ verteilt sowie Überschreitungen der regulären 8-Stunden-Arbeitstage innerhalb der nächsten sechs Monate ausgeglichen werden.

Die Umsetzung der gesetzlichen Richtlinien liegt also letztlich beim Arbeitnehmer. Und das, obwohl ein Unfall im Home-Office vom Gericht auch als „Arbeitsunfall“ gewertet werden kann.

Die Vermittlung von Sicherheitsmaßnahmen zum Arbeitsschutz in Ihrem Betrieb mag also mit der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutzunterweisung beginnen, das letzte Wort zum Thema ist hier jedoch lange nicht gesprochen.

So motivieren Sie Ihre Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortlichkeit beim Arbeitsschutz

Die aktive Einbindung Ihrer Mitarbeiter in den Arbeitsschutz wird in Zeiten höherer Autonomie und steigender Eigenarbeit umso wichtiger. Das Herzstück einer erfolgreichen Arbeitsschutzstrategie muss heute also lauten, Ihre Mitarbeiter zur selbstständigen Umsetzung der Arbeitsschutzmaßnahmen zu motivieren.

Mit den folgenden drei praktischen Tipps können Sie die Mitwirkung Ihrer Mitarbeiter bei einem effektiven Arbeitsschutz optimal organisieren:

Vorbildfunktion der Führungskraft

Wenn Sie Ihre Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortlichkeit beim Thema Arbeitsschutz und Gesundheit anregen möchten, sollten Sie damit anfangen, Gesundheit und Unfallprävention zu Ihren persönlichen Prioritäten zu erklären. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sicherheit in Ihrem Betrieb an erster Stelle steht: Führen Sie eine gründliche Gefährdungsbeurteilung durch und analysieren Sie die Qualität der Arbeitsbedingungen in Ihrem Unternehmen. Holen Sie sich dabei außerdem unbedingt die Meinung Ihrer Mitarbeiter ein.

Einbeziehen der Mitarbeiter

Schaffen Sie Raum und Zeit für regelmäßige Team-Meetings mit Ihren Mitarbeitern, um praxisnahe Verbesserungsvorschläge für Ihrer Sicherheitsstrategie zu erfragen. Ihre Mitarbeiter bemerken so, dass Prävention und Sicherheit in Ihrem Betrieb wichtige Tagesordnungspunkte darstellen. Die Beschäftigten rechnen so außerdem damit, dass ihre Meinung aktiv gefragt ist, und steigern automatisch ihre Aufmerksamkeit für Präventionskultur im Arbeitsalltag.

Räumen Sie Ihren Mitarbeitern außerdem ein Mitspracherecht bei der Festlegung von flexiblen Arbeitszeiten ein. Nach einem Bericht der BAuA sind Arbeitnehmer, welche die Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens mitgestalten können, zufriedener und außerdem leistungsfähiger.

Positive Werte und Regeln

Sorgen Sie für betriebliche Rahmenbedingungen, in denen Vertrauen, Respekt und Wertschätzung vorherrschen. Legen Sie soziale Regeln fest, an welchen sich die Mitarbeiter orientieren können, wenn es darum geht positiv miteinander umzugehen. Ihre Beschäftigten sollen sich im Betrieb wohlfühlen, um vorgefallene Fehler oder mögliche Risikosituationen offen besprechen und diese in Zukunft vermeiden zu können.

Arbeitsschutz Motivation mg$

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