Anforderungen an den Arbeitsplatz
Gesundheitsfaktor Luft
Gehören Sie eher zu den Frostbeulen im Büro, die im Winter heimlich die Heizung eine Stufe höher drehen? Oder sind Sie von der Sorte, die auch bei Minusgraden kurzärmelig im Meeting sitzen? Wie kalt oder warm es in einem Raum ist, nehmen verschiedene Personen sehr unterschiedlich wahr.
Die Gestaltung einer gesunden Arbeitsumgebung, in der alle Beschäftigten produktiv arbeiten könne, ist ein gut erforschtes Thema. Das Raumklima stellt einen wichtigen Bereich der Ergonomie am Arbeitsplatz dar. Neben Beleuchtung, Lärm, Vibration, Strahlung und elektromagnetischen Feldern gehört es zu den physikalischen Faktoren der Arbeitsumgebung.
In diesem Beitrag haben wir das Wichtigste zum Thema Luft am Arbeitsplatz zusammengefasst:
- Komponenten des Raumklimas
- Arbeitsstättenverordnung: Luft
- Gesundheit und schlechte Luft
- Sick-Building-Syndrom
- Bewertung des Raumklimas
- Verbesserung des Raumklimas
Arbeitsplatzgestaltung: Welche Faktoren bestimmen die Luftverhältnisse?
Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) wird der Umgebungsfaktor Raumklima von folgenden Variablen bestimmt:
1. Physikalischer Parameter
Die physikalischen Komponenten des Raumklimas werden in messbare Parameter unterteilt. Dennoch ist bei der Messung Vorsicht angesagt, denn die einzelnen Variablen können sich gegenseitig bedingen und daher mit verschiedenen Messgeräten unterschiedliche Ergebnisse erzielen.
- Lufttemperatur
Als Lufttemperatur bezeichnet man die Temperatur der Luft in einem Raum. Der Effekt der Wärmestrahlung wird dabei nicht beachtet. Luftfeuchte und Luftgeschwindigkeit beeinflussen unsere Wahrnehmung der Lufttemperatur: Erhöhte Luftgeschwindigkeit lässt die Luft kühler wirken, bei hoher Luftfeuchtigkeit erscheint uns die Luft wärmer. Der Begriff Raumtemperatur rechnet die Wärmestrahlung der Wände und anderen Wärmequellen mit ein. - Luftfeuchtigkeit
Man unterscheidet zwischen absoluter und relativer Luftfeuchte. Absolute Luftfeuchte bezieht sich auf den Gehalt an Wasserdampf in der Luft (g/m3). Relative Luftfeuchtigkeit meint den Sättigungsgrad der Luft mit Wasserdampf in Prozent. Warme und sehr feuchte Luft empfinden viele Personen als Schwüle - Luftgeschwindigkeit
Dieser Parameter gibt an, wie stark die Luft in Bewegung ist. Bei zu hoher Luftgeschwindigkeit spricht man von Zugluft, bei sehr niedriger Luftgeschwindigkeit haben viele das Gefühl, die Luft "steht". - Wärmestrahlung
Die Wärmestrahlung wird von Wärmequellen in unserer Umgebung (Personen, Maschinen, Sonneneinstrahlung, Außenluft) abgegeben. Unser Körper kann nur bedingt zwischen Lufttemperatur und Wärmestrahlung unterscheiden.
2. Personenbezogene Faktoren
Situationsbedingte Umstände beeinflussen die Wahrnehmung der oben genannten physikalischen Kenngrößen. Dazu zählen die ausgeführte Tätigkeit, welche Kleidung die jeweilige Person trägt, ob der Raum klimatisiert ist oder individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gesundheit des Beschäftigten.
3. Luftqualität
Die Qualität der Luft am Arbeitsplatz wird von den Personen selbst ausgestoßenen Stoffen wie CO2 beeinflusst. Zur Einschätzung der Luftqualität werden die Parameter Kohlendioxidkonzentration und Luftwechselrate gemessen. Letzteres meint die Abstände, in denen einem Raum durch Lüftung "frische Luft" zugeführt wird.
Die Luftqualität bezieht sich aber auch auf die Belastung durch Feinstaub, Nikotin oder Schimmel und Gefahrstoffe, die z. B. in der Produktion verwendet werden.
Arbeitsstättenverordnung: das optimal Raumklima im Büro
Die Raumklima-Parameter werden von unterschiedlichen Personen als mehr oder weniger belastend empfunden. Vom Gesetzgeber sind daher die Grenzwerte für die Kenngrößen vorgeschrieben.
Die Vorschriften der Arbeitsstättenverordnung werden in den Technischen Regeln für Arbeitsstätten praktisch erklärt. Folgende Werte dienen als Überblick und werden regelmäßig aktualisiert. Die exakten Richtlinien und Sonderfälle erfahren Sie in den verlinkten Regelwerken.
Raumtemperatur
Die vorgeschriebene Raumtemperatur hängt von der Schwere der Tätigkeit ab und reicht von +20 °C bei leichter Tätigkeit im Sitzen (z. B. Arbeiten am Computer), bis +12 °C bei schwerer Tätigkeit im Stehen oder Gehen (z. B. Tragen von Lasten).
Bei Außentemperaturen von mehr als +26 °C müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören zum Beispiel die Bereitstellung geeigneter Getränke oder das Nutzen von Sonnenschutz- und Lüftungseinrichtungen.
Weitere Informationen finden Sie in unserem Einkaufsratgeber für Ventilatoren.
Luftfeuchte
In Abhängigkeit der Raumtemperatur sollte die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 55 % bei +26 °C und 80 % bei +20 °C liegen.
Alles für die richtige Temperatur in Büro und Produktion
Luftgeschwindigkeit
Im Aufenthaltsbereich darf keine schädliche Zugluft bestehen. Das Entstehen von Zugluft ist abhängig von der Lufttemperatur, der Luftgeschwindigkeit, dem Turbulenzgrad und der Art der Tätigkeit.
Unter folgenden Bedingungen spricht man von angenehmer Luftzufuhr: Lufttemperatur von +20 °C, Turbulenzgrad von 40 % und einer mittleren Luftgeschwindigkeit unter 0,15 m/s bei leichter Arbeitsschwere.
Luftqualität
- Stofflasten durch CO2 dürfen 1000 ppm nicht überschreiten
- Laut Nichtraucherschutzgesetz darf keine Gesundheitsgefahr durch Tabakrauch für nicht rauchende Beschäftigte bestehen.
- Um eine gute Luftqualität zu gewährleisten, ist für ausreichend Luftzufuhr zu sorgen. Dies kann durch raumlufttechnische Anlagen (Luftfilter, Klimaanlage) oder freie Lüftung (Außenluft) geschehen.
- Stoßlüften wird im Büroraum alle 60 min empfohlen, für den Besprechungsraum alle 20 min. Die Lüftungsdauer sollte von 3 min im Winter und bis zu 10 min im Sommer reichen.
Wärmestrahlung
Die Wärmelast ist durch Lüftung und Sonnenschutzvorrichtungen an den Fenstern zu reduzieren. Den Richtwert bietet dabei die Raumtemperatur.
Achtung: Für Reinräume in Industrie und Produktion können besondere Vorschriften gelten.
Gesundheitliche Folgen schlechter Luft.
Die Werte, unter denen sich die Mehrheit der Personen in einem geschlossenen Raum wohlfühlt, bezeichnet man als "Behaglichkeitsbereich". Unter den folgenden schlechten Bedingungen kann es zu einer Vielzahl an Symptomen kommen
Hitze
Zu hohe Temperaturen im Arbeitsbereich führen zu Dehydrierung, Kopfschmerzen und Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit.
Kälte
Starke Kälte sorgt für Verspannungen der Muskeln, Zittern, höhere Anfälligkeit für Krankheitserreger und Sinken der Produktivität.
Niedrige Luftfeuchte
Sehr trockene Luft verursacht Reizung oder Entzündung der Augen und Atemwege mit möglichen Auswirkungen auf die Lunge. Ausgetrocknete Schleimhäute sind anfälliger für Krankheitserreger, wodurch das Infektionsrisiko steigt. Die Haut kann auf Dauer rissig werden, was zu Juckreiz führt und bestehende chronische Hauterkrankungen, wie Neurodermitis oder Schuppenflechte, verschlimmert.
Hohe Luftfeuchte
Hohe relative Luftfeuchtigkeit in Kombination mit niedrigen Temperaturen begünstigt die Schimmelbildung. Schimmelsporen sind eine Belastung für die Atemwege und führen vor allem bei Asthmatikern und Allergikern zu Atemproblemen.
Zugluft
Zugluft kann durch zu starke Luftzufuhr von außen oder raumlufttechnischen Anlagen entstehen. Schädliche Zugluft trocknet die Augen aus. Besonders kalte Zugluft führt oft zu Verspannungen im Nacken.
Sauerstoffarme Luft
Bei zu wenig Luftgeschwindigkeit und mangelnder Frischluftzufuhr (hoher Kohlendioxidgehalt) kann das Atmen schwerfallen und die Konzentration sinken.
Schlechter Geruch
Generelles Unwohlsein, Beeinträchtigung der Produktivität.
Schadstoff- oder Gefahrstoffbelastung
Durch chemische oder biologische Stoffe belastete Luft kann zu einer Vielzahl an schweren gesundheitlichen Folgen und Krankheiten führen.
Was ist das Sick-Building-Syndrom?
Das Sick-Building-Syndrom (SBS) wird im Deutschen auch „Krankes Haus Syndrom“ genannt. Dabei handelt es sich um eine Reihe an Krankheitserscheinungen, die bei Personen auftreten, die im selben Gebäude arbeiten. Oft leiden die Beschäftigten an sehr unterschiedlichen Symptomen wie Kopfschmerzen und Juckreiz der Augen oder der Haut. Nachdem die Personen den Arbeitsort verlassen haben, klingen die Beschwerden in der Regel ab.
Die Ursache der Krankheitserscheinungen lässt sich beim SBS nicht genau bestimmen. Auch psychologische und soziale Stressfaktoren können dabei eine Rolle spielen.
Das SBS muss von der „Building Related Illness“ (BRI) abgegrenzt werden, bei der das Krankheitsbild der Betroffenen eindeutig auf allergene, mikrobielle oder chemische Belastungen im Gebäude zurückzuführen ist.
Sie befürchten, dass Ihre Mitarbeiter am SBS leiden? Dann bietet sich die Durchführung einer Raumklimaanalyse an.
Wie führt man eine Beurteilung des Raumklimas durch?
In Anlehnung an DIN EN ISO 15265 empfehlen wir, einen Test des Raumklimas in zwei Schritten durchzuführen.
Raumklimabeobachtung
Hierbei handelt es sich um grundsätzlich und leicht zu erfassende Parameter. Wichtige Fragen zu diesem Schritt klärt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) in ihrem Informationsheft "Klima im Büro: Antworten auf die häufigsten Fragen". Dort finden Sie einen Fragebogen zur Bewertung des Raumklimas in Büroräumen.
Auch der detaillierte Leitfaden zur "Beurteilung des Raumklimas – Handlungshilfe für kleine und mittlere Unternehmen" der DGUV dient dazu, die Luftverhältnisse in Ihrem Büro.
Hier geht's zu allen Messgeräten von KAISER+KRAFT.
Raumklimaanalyse
Für eine tiefgehende Analyse beim Zusammenspiel verschiedener Einflussfaktoren ist spezielles Fachwissen nötig. Eine detaillierte Bewertung durch einen Experten ist z. B. an Arbeitsorten mit vielen verschiedenen Wärmequellen, starker Luftfeuchte oder sehr hoher Luftgeschwindigkeit sinnvoll.
Achtung: Es gibt Komponenten des Raumklimas, die in solchen Bewertungen nicht berücksichtigt werden. Dazu zählt, z. B. die Luftqualität unter Verwendung von Gefahrstoffen oder biologischen Arbeitsstoffen. Diese Faktoren müssen im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung überprüft werden.
Wie stellt man die optimalen Luftverhältnisse her?
Mit den folgenden Tipps regulieren Sie das Raumklima am Arbeitsplatz:
- Wärmelasten lassen sich durch Ventilatoren und Sonnenschutzvorrichtungen reduzieren.
- Bei Kälte sollten Sie mit Heizgeräten oder heizbaren Fußmatten entgegenwirken.
- Zimmerpflanzen und Luftbefeuchter steigern die Luftfeuchte.
- Luftentfeuchter senken die Feuchtelasten.
- Achten Sie darauf, dass alle Mitarbeiter korrekt lüften.
- Luftwäscher oder Luftfilter sorgen für saubere und geruchsfreie Luft.
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